Luftkurort Vlotho
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Wo die Weser den großen Bogen macht,
wo im Sommer noch das Fröschl quakt,
und wo das Platt noch ist in Mode,
da liegt das kleine, wunderschöne Vlotho.
Jahrhunderte die sind vergangen,
im kleinen ist die Stadt entstanden,
doch weißt du weiter wie es kam,
dann hör die Geschichte gleich mal an:
Auf’m Berge da wohnte ein Rittersmann,
da siedeln sich im Tale die Leute an.
Die Burg wurd’ alt und sollt’ vergehen,
die Siedlung aber blieb bestehen.
Doch auch die Sorge ist geblieben.
Wovon soll’n wir in Zukunft leben?
Da baut man Schiffe mit Bedacht,
stromauf, stromab ging nun die Fracht.
So mancher hat sein Glück gemacht,
und Vlotho wurd ‘ne Schifferstadt.
Doch ewig bleibt ja nichts besteh’n,
Drum muss auch diese Zeit vergeh’n.
Ja, wie die Schifferzeit zu Ende,
da brachte Flachsanbau die Wende,
sie brachen, werkten, rechten und sponnen,
das Leinen bleichte in der Sonn’n.
Doch mit dem Bau der Eisenbahn
fing wieder’n neues Kapitel an.
Das Bauernleinen tut’s nicht mehr,
jetzt muß französisch’s Leinen her.
Auf’m Balken liegen Rad und ‚Racken’,
nun ging’s ans Zigarrenmacken.
Den Tabak holte man ins Haus,
und saß dabei mit Mann und Maus.
Jetzt ist der Tabak mächtig teuer,
das kommt wohl von der Tabaksteuer,
auch diese Zeit ist bald gewesen,
Das sind gewisslich keine Thesen.
Man überlegt sich dies und das,
in Zukunft soll’n wir machen was.
Auf einmal heißt das Losungswort:
„Vlotho wird jetzt Luftkurort!”
Die Gegend schön, die Weser da,
kein Ruß, kein Stoff, die Luft so klar,
und’s Wasser aus dem Lärchenbrunn’n,
das läßt die Menschen wieder g’sund’n.
Drum kommt nach hier, ob Frau oder Mann,
und seht euch uns’re Stadt mal an,
dann kriege Kraft und wir hab’n Freude,
Nichtwahr, das brauch’n wir alle beide.
Heinrich Lohmeyer
Übertragen aus dem plattdeutschen
von Matt. Lohmeyer